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Großer Deutsch-Französischer Medienpreis 2019 an Beate und Serge Klarsfeld

Preisverleihung am Mittwoch, 3. Juli bei Radio France in Paris

Drei Generationen nach dem Holocaust lebt der Antisemitismus in Europa wieder auf, 74 Jahre nach Ende des zweiten Weltkriegs, dem millionenfachen Mord an den europäischen Juden und dem unendlichen Leid, das der Nationalsozialismus über Europa gebracht hat. Zugleich belegen jüngste Umfragen, dass das Wissen über den Holocaust in der jüngeren Generation zum Teil dramatisch zurückgegangen ist.

Vor diesem Hintergrund haben die Mitglieder des Deutsch-Französischen Journalistenpreises (DFJP) entschieden, den Großen Deutsch-Französischen Medienpreis 2019 an Beate und Serge Klarsfeld zu verleihen. Der Große Deutsch-Französische Medienpreis wird alljährlich an eine Persönlichkeit oder eine Organisation verliehen, die sich in besonderer Weise um die deutsch-französische und europäische Verständigung verdient gemacht hat. Zu den Preisträgern in der Vergangenheit gehören unter anderem Simone Veil, Volker Schlöndorff, Tomi Ungerer, Valéry Giscard d’Estaing, Helmut Schmidt, Alfred Grosser, Jean Asselborn, der Karikaturist Plantu und die von ihm gegründete Organisation „Cartooning-for-peace“, die Hilfsorganisation SOS-MEDITERRANEE sowie zuletzt der Philosoph und Soziologe Prof. Dr. Jürgen Habermas. Die Preisverleihung findet am 3. Juli 2019 in Anwesenheit von Sibyle Veil, der Intendantin von Radio France, statt.

Der Vorstandsvorsitzende des Preises und Intendant des Saarländischen Rundfunks, Prof. Thomas Kleist, würdigt die Lebensleistung des deutsch-französischen Ehepaares: „Beate und Serge Klarsfeld sind seit Jahrzehnten ein Vorbild für den Kampf gegen das Vergessen, für Menschlichkeit und gegen einen Nationalismus, der die Ausgrenzung und die Stigmatisierung von Andersgläubigen und Andersdenkenden im Schilde führt.“ Die aktuellen Bilder und Nachrichten über antisemitische Gewaltverbrechen, Ausschreitungen, Friedhofsschändungen und die Beleidigung von Bürgern mit jüdischer Herkunft seien zutiefst verstörend und alarmierend zugleich. „Wir alle sind deshalb gefordert, entschlossen dagegen vorzugehen“, so Kleist.

Dort, wo versucht werde, mit Verschwörungstheorien und bewusst geschürten Ressentiments den demokratischen Konsens und die Prinzipien einer offenen und toleranten Gesellschaft in Frage zu stellen, steige zudem in der Regel auch der Druck auf die Medien und einen unabhängigen Journalismus, wie dies die zunehmenden Übergriffe auf Vertreter der Presse am Rande von Demonstrationen belegten. „Das Ehepaar Klarsfeld hat sich immer für Wahrheit und Gerechtigkeit eingesetzt, stand immer auf der Seite der Opfer und die Aufarbeitung des dunkelsten Kapitels der deutschen Geschichte, wäre ohne ihr Engagement anders verlaufen.“ Dafür könne man ihnen angesichts der aktuellen Entwicklungen nur dankbar sein, so Kleist. „Demokratie braucht Zivilcourage und Beate Klarsfeld ist im Laufe ihres Lebens zu einer Ikone und zu einem Symbol dafür geworden, dass es in einer lebendigen Demokratie auf das Engagement jedes Einzelnen ankommt.“

Der Vorstandsvorsitzende des Deutsch-Französischen Journalistenpreises unterstrich ferner die Bedeutung des Lebenswerkes von Beate und Serge Klarsfeld für die deutsch-französischen Beziehungen. Beide stünden für die Aussöhnung zwischen den Völkern und insbesondere zwischen Deutschen und Franzosen. „Sie gehören damit ebenso wie andere große Persönlichkeiten zu den Architekten des heutigen Europas und der europäischen Einigung und es ist uns eine große Ehre und eine große Freude, dieses außergewöhnliche Ehepaar und diese unermüdlichen Streiter für Menschenrechte und ein friedliches Zusammenleben mit einem der wichtigsten Medienpreise Europas auszeichnen zu können.“

Beate Klarsfeld wurde vor gut 50 Jahren, im April 1968, in Deutschland durch ihre Ohrfeige an den ehemaligen Bundeskanzler Kurt-Georg Kiesinger wegen dessen Verstrickung in das NS-Regime auf einen Schlag berühmt. Später sorgte sie mit ihrem Ehemann Serge Klarsfeld dafür, dass sich der frühere Gestapochef und sogenannte „Schlächter von Lyon“, Klaus Barbie sowie weitere NS-Verbrecher vor Gericht verantworten mussten.

Darüber hinaus gab das Ehepaar – neben zahlreichen anderen Veröffentlichungen – eine Dokumentation heraus, in der die Namen aller 80.000 aus Frankreich deportierten Juden verzeichnet sind, darunter rund 11.000 Kinder. Das Buch „Endstation Auschwitz“ enthält die Biographien, Fotos und Briefe der Betroffenen an ihre Eltern, um so an das Schicksal der Kinder und Jugendlichen zu erinnern und sie vor dem Vergessen zu bewahren.

Neben dem Großen Medienpreis werden außerdem herausragende journalistische Arbeiten in insgesamt fünf Kategorien (Video, Audio, Print, Multimedia und Nachwuchspreis) mit dem Deutsch-Französischen Journalistenpreis ausgezeichnet.


Der Deutsch-Französische Journalistenpreis (DFJP) wurde 1983 zum 20. Jubiläum des Élysée-Vertrages zwischen Deutschland und Frankreich ins Leben gerufen. Er gehört heute zu den wichtigsten Medienpreisen in Europa; Mitglieder sind das Deutschlandradio, Zweites Deutsches Fernsehen (ZDF), France Télévisions, Europe 1, ARTE, Deutsche Welle (DW), Le Républicain Lorrain, Deutsches Städte-Network (DSN), Radio France, Saarbrücker Zeitung, Tageblatt, Google Deutschland GmbH, SaarLB, Gustav-Stresemann-Institut (GSI), Deutsch-Französisches Jugendwerk (DFJW), Deutsch-Französische Hochschule (DFH), Fondation Robert Schuman, die Stiftung Genshagen sowie der Saarländische Rundfunk (SR) als Federführer.


Quelle: Deutsch-Französischer Journalistenpreis (DFJP)


Pressemitteilung des Deutsch-Französischen Journalistenpreises im PDF-Format:

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