Der Preis „Forcheurs Jean-Marie Lehn“ 2023 geht an Prof. Max von Delius und Dr. Sébastien Ulrich

Copyright – Französische Botschaft in Deutschland / M.Ulrich

 

Der Forcheurs-Preis wurde am 19. Juni 2023 in der französischen Botschaft in Berlin von Botschafter Francois Delattre an Dr. Sébastien Ulrich (CNRS, IBMM, Universität Montpellier, Frankreich) und Prof. Max von Delius (Institut für Organische Chemie, Universität Ulm, Deutschland) für ihre kollaborative Entwicklung von “Klick-Amphiphilen für die intelligente Erkennung und den Transport von RNA” verliehen.

An dieser Veranstaltung nahmen rund 30 führende Persönlichkeiten aus Forschung und Hochschulbildung sowie Mitglieder der französischen und deutschen Zivilgesellschaft teil. Professor Jean-Marie Lehn, der Stifter des Preises, war selbst anwesend. Die Deutsch-Französische Hochschule, Mitorganisatorin der Veranstaltung, war durch Ihren Präsidenten, Professor Philippe Gréciano, vertreten. Die Sponsoren BASF Frankreich und Sanofi Deutschland, die den Preis seit 2017 mit jeweils 10.000 Euro unterstützen, wurden durch Nicolas Naudin, Präsident von BASF Frankreich, und Hanna Hennes-Rauth, Public Relations Managerin von Sanofi Deutschland, vertreten.

 

Über das Projekt der Preisträger

Dr. Ulrich und Prof. von Delius haben gemeinsame Forschungsinteressen, die auf ihre erste Begegnung im Jahr 2005 am Institut de Science et d’Ingénierie Supramoléculaires (ISIS) in Straßburg (Frankreich) zurückgehen – ein weltweit führendes Forschungsinstitut, an dem derzeit vier Nobelpreisträger tätig sind. Zu Beginn ihrer Karriere erforschten Sébastien Ulrich und Max von Delius einen Bereich der Chemie, der darauf basiert, kovalente Bindungen dynamisch zu erzeugen und zu brechen. Dr. Ulrich nutzte solche dynamisch-kovalenten Bindungen, um intelligente Nukleinsäure-Vektoren herzustellen, und Prof. von Delius untersuchte neue dynamisch-kovalente Bindungen und ihre Verwendung in adaptiven und biologisch abbaubaren Materialien.

Im Anschluss an einen von Prof. von Delius organisierten internationalen Workshop in Ulm im Jahr 2016 tauschten die beiden Forscher Ideen zu einem gemeinsamen Forschungsprojekt aus, das 2019 dank der Unterstützung eines deutsch-französischen Forschungsaustauschprogramms (PHC/PPP Procope) ins Leben gerufen wurde. An der Zusammenarbeit waren drei Doktorand*innen beteiligt, die auf die jeweils andere Seite des Rheins reisten und kurze Forschungsaufenthalte im Partnerlabor absolvierten. Die von dem deutsch-französischen Forschungsteam erforschte Idee bestand darin, eine umkehrbare Version der chemischen „Click“-Reaktion zu realisieren, die kürzlich durch den Nobelpreis für Chemie 2022 populär wurde. Den Forschenden gelang es, Verbindungen zu identifizieren, die effizient an RNA binden, Nanopartikel bilden und gleichzeitig empfindlich auf einen enzymatischen Abbauprozess reagieren, der die Freisetzung der RNA auslöst.

In ihrer Arbeit beschreiben sie Triazolium-basierte Amphiphile, die sich in wässrigem Medium selbst zu Vesikeln zusammensetzen. Die Triazoliumeinheit ist positiv geladen und fungiert als polare Kopfgruppe in einem Tensid (ähnlich der Haupzutat eines Waschmittels), wodurch die negativ geladene RNA gebunden und eingekapselt werden kann. Da die Zellmembranen hauptsächlich aus Lipiden bestehen, bietet die Verkapselung der RNA die Möglichkeit, die Membran zu durchdringen und die RNA in der Zelle freizusetzen. Nach Zugabe eines Esterase-Enzyms wird das Bindungselement abgebaut, wodurch die neutrale Triazolverbindung nicht mehr in der Lage ist, Komplexe zu bilden, und die RNA freigesetzt wird. Die Arbeit eröffnet neue Perspektiven für den Transport und die Freisetzung von Nukleinsäuren, die zu einer nächsten Generation von RNA-basierten Medikamenten und Impfstoffen führe.

 

Über den „Forcheurs-Jean-Marie-Lehn-Preis”:

Mit diesem Preis werden vielversprechende Kooperationen zwischen französischen und deutschen Forschern in den Bereichen Gesundheit, Pharmakologie oder Chemie ausgezeichnet. Er wird gemeinsam von der Abteilung für Wissenschaft und Technologie der Französischen Botschaft in Deutschland und der Deutsch-Französischen Hochschule organisiert und wird an junge Forscher verliehen, um die wissenschaftliche Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Deutschland zu fördern.

Schirmherr des Preises ist Professor Jean-Marie Lehn. Der Name des Preises ist eine Wortschöpfung aus dem deutschen Wort „Forscher” und dem französischen Wort für Forscher „chercheur”. Dieser Begriff, der dem gleichnamigen Werk von Gérard Foussier entlehnt ist, bezieht sich auf die Wissenschaftler, die täglich auf beiden Seiten des Rheins zusammenarbeiten.

Quelle:

 

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