Verleihung der Exzellenz- und Dissertationspreise der DFH 2021
Dankesrede der Preisträgerin Louise Borreani
Ausgezeichnet für ihren Abschluss im Studienfach „Politik- und Sozialwissenschaften“ an der Freien Universität Berlin und Sciences Po (Paris), hat Louise Borreani im Anschluss an die Preisverleihung stellvertretend für die 14 ausgezeichneten DFH-Absolventen und jungen Nachwuchswisenschaftler folgende Dankesrede gehalten.
Sehr geehrte Frau Botschafterin,
sehr geehrter Herr Präsident, sehr geehrter Herr Vizepräsident der Deutsch-Französischen Hochschule,
sehr geehrte Förderer der Exzellenz- und Dissertationspreise,
liebe Studien- und Promotionskolleginnen und -kollegen der Deutsch-Französischen Hochschule,
es ist mir eine große Ehre, Ihnen heute im Namen aller Preisträgerinnen und Preisträger für die Verleihung dieses besonderen Preises zu danken.
Gleichzeitig bedaure ich, mich nur virtuell an Sie wenden zu können: Es ist kein normales Jahr, das wissen wir nur zu gut.
Die Aufgabe, die an mich herangetragen wurde, nämlich hier im Namen aller Preisträger*innen zu sprechen, ist mir ehrlich gesagt etwas schwer gefallen. Schließlich setzt sich unsere Gruppe aus den unterschiedlichsten Profilen zusammen: 17 Männer und Frauen zwischen 22 und 46 Jahren, Deutsche, Französinnen und Franzosen oder beides oder sogar deutsch-englisch; mit den unterschiedlichsten Fächern, von Mechatronik über Medienkulturanalyse, Rechtswissenschaften, Management bis hin zum Bauingenieurwesen.
Doch wir alle haben irgendwann entschieden, einen Teil unseres akademischen Weges im Ausland zu absolvieren – genauer gesagt jenseits des Rheins. Und heute sind wir hier, als lebender Beweis und dankbar für diese bereichernden und intensiven Jahre. Vor allem aber auch darum wissend, wie wichtig diese Erfahrungen für unsere Gesellschaft sind.
Wir sind eine heterogene Gruppe mit ganz individuellen Biografien und ganz unterschiedlichen Gründen, die uns zu dieser deutsch-französischen Reise bewogen haben.
Mich selbst hat die Entscheidung, einen deutsch-französischen Studiengang zu absolvieren, in jeder Hinsicht geprägt. Ich bin in Frankreich geboren und habe französische Eltern, die auch heute noch keine andere Sprache sprechen. Ich hätte nie die Möglichkeit gehabt, so intensiv in eine andere Kultur einzutauchen, wenn ich mich nicht dem Nachbarland jenseits des Rheins zugewandt hätte.
Das deutsch-französische Abenteuer ist bis heute eine große Bereicherung für mich – sowohl im Hinblick auf meinen akademischen Werdegang als auch auf persönlicher und beruflicher Ebene. Hier einige Beispiele: Es waren meine Erfahrungen in Deutschland im Bereich der Ökologie, die mich dazu inspiriert haben, mich nun mit dem Thema Umweltpolitik zu befassen; einige Projekte wie eine deutsch-französische Theatergruppe in Frankreich oder eine Schreibwerkstatt in Deutschland nahmen ihren Anfang in deutsch-französischen Begegnungen; oder auch die Dreisprachigkeit, die mir im Berufsleben viele Türen geöffnet hat.
Es sind Erfahrungen wie diese, die nicht nur tolerantere und offenere Menschen aus uns machen, sondern auch unsere Identität als Europäerinnen und Europäer stärker herausbilden. Der Beweis hierfür: Ich halte diese Rede von Berlin aus; nach meinem deutsch-französischen Abschluss habe ich beschlossen, in Deutschland zu bleiben.
Die Deutsch-Französische Hochschule hat es uns ermöglicht, für mehrere Jahre in einem anderen Land zu leben und uns dort zu entfalten, als sei es unser eigenes, an seinem gesellschaftlichen, wirtschaftlichen und kulturellen Leben teilzuhaben – mit einem Integrationsgrad, den uns die Deutsch-Französische Hochschule wie keine andere Einrichtung bieten konnte.
Ich denke, ich spreche für uns alle, wenn ich sage, dass wir uns glücklich schätzen, dass unsere Anstrengungen der letzten Jahre mit dieser ganz besonderen Auszeichnung belohnt werden.
Wir gehen gewachsen und bereichert aus dieser Erfahrung hervor, bereit, gegen Vorurteile anzugehen, wenn wir fortan als neue Botschafterinnen und Botschafter der deutsch-französischen Beziehungen agieren.
Denn wie könnte ich diese Rede halten, ohne die zentrale Bedeutung der deutsch-französischen Freundschaft zu erwähnen?
Es ist uns eine Ehre, einen Preis zu erhalten, der der Förderung der Interkulturalität dient, die in diesen schwierigen und polarisierten Zeiten so ungeheuer wichtig ist.
Welche Botschaft empfangen wir, die Preisträger*innen, mit dieser wundervollen Förderung, die Sie uns zukommen lassen? Ich denke, es ist Hoffnung. Die Hoffnung auf ein Europa, das „in Vielfalt geeint“ ist, um das Motto der Europäischen Union zu zitieren; ein Europa, das imstande ist, die großen Herausforderungen unserer Zeit, aber auch die, die noch vor uns liegen, zu bewältigen. Es ist Vertrauen. Vertrauen in unsere Generation, den Anforderungen gewachsen zu sein: Wir befinden uns an einem besonderen Punkt in der Geschichte der deutsch-französischen Beziehungen, an dem sich die Krisen mehren und die Zusammenarbeit und gegenseitige Unterstützung der beste Weg zu sein scheinen, den Herausforderungen zu trotzen.
Deshalb möchte ich meine Rede mit einem einfachen Wort schließen: Danke.
Danke, Frau Botschafterin, Danke, Herr Präsident und Herr Vizepräsident der DFH, Danke dem gesamten DFH-Team. Ihrem tagtäglichen Einsatz verdanken wir es, dass diese fantastische deutsch-französische Freundschaft fortleben und gedeihen kann. Danke an die Partner, die uns diesen Preis verliehen haben und mit ihrem Engagement zur Förderung der deutsch-französischen Freundschaft beitragen. Danke auch an alle unsere Hochschullehrer*innen und Programmbeauftragten, die heute nicht dabei sind, die aber, da bin ich sicher, uns alle auf unserem Weg unterstützt haben.
Und ich wünsche Ihnen alles Gute für die Zukunft!