Studieren und forschen in Deutschland und Frankreich
Eine binationale Arbeitsgruppe des deutschen Wissenschaftsrates und der franz枚sischen IGAENR (Inspection G茅n茅rale de l’Administration de l’Education Nationale et de la Recherche) hat die Deutsch-Franz枚sische Hochschule (DFH) evaluiert. Die Anregung zur Evaluation erfolgte durch die DFH selbst anl盲sslich des vor 10 Jahren unterzeichneten Staatsvertrages zur Gr眉ndung einer Deutsch-Franz枚sischen Hochschule.
Die Arbeitsgruppe ist zu dem Ergebnis gekommen, dass die DFH sich seit ihrer Gr眉ndung positiv entwickelt hat und mit der F枚rderung der integrierten binationalen Studieng盲nge sowie des wissenschaftlichen Nachwuchses eine wichtige Aufgabe im Bereich der deutsch-franz枚sischen Zusammenarbeit im Hochschulbereich wahrnimmt, aus der auch Kooperationen im Forschungsbereich erwachsen.
Mit der Unterzeichnung des Abkommens am 19. September 1997 in Weimar wurde ein rechtlicher Rahmen geschaffen, den es in den beiden darauf folgenden Jahren galt mit Leben zu erf眉llen. Der Verwaltungssitz der binationalen Hochschule sollte ein gemeinsamer sein. Die Wahl fiel auf die Grenzstadt Saarbr眉cken. Im September 1999 nahm die Hochschule ihre T盲tigkeit auf, genauer gesagt Gr眉ndungspr盲sident Jean David, Gr眉ndungsvizepr盲sidentin Helene Harth sowie zwei Mitarbeiterinnen. In der Zwischenzeit stehen der DFH 20 fest angestellte Mitarbeiter neben dem ehrenamtlichen Pr盲sidium f眉r ihre Aufgaben zur Verf眉gung.
Von Beginn an stand die DFH vor zwei gro脽en Herausforderungen. Es galt einerseits, die Kontinuit盲t bereits bestehender binationaler Hochschulkooperationen zu gew盲hrleisten. Andererseits sollte auf der Basis der durch das Weimarer Abkommen zus盲tzlich gegebenen Aufgaben und der v枚llig neuen juristischen Grundlage innovative Profilbildung erkennbar werden. Neben dem Aufbau eines Mitarbeiterteams mussten zun盲chst Rahmenbedingungen geschaffen werden. Die Deutsch-Franz枚sische Hochschule wird als “Verbund deutscher und franz枚sischer Hochschulen mit Rechtspers枚nlichkeit” definiert und unterliegt weder deutschem noch franz枚sischem Recht. Sie ist eine v枚lkerrechtliche Einrichtung. Deshalb ist sie angehalten, in verwaltungstechnischer und finanzieller Hinsicht ihre Partner in Deutschland und Frankreich gleich zu behandeln. Parallel zum Aufbau des Sekretariats sowie zur Betreuung und Verwaltung vorhandener und neuer binationaler Studieng盲nge formierten sich im Laufe des Jahres 2000 die Organe und Gremien der Deutsch-Franz枚sischen Hochschule: der Hochschulrat, die Versammlung der Mitgliedshochschulen und der wissenschaftliche Beirat. Mit der Verabschiedung des Gr眉ndungspr盲sidenten und der Amtseinf眉hrung der ersten gew盲hlten Pr盲sidentin Helene Harth im September 2001 galt die Gr眉ndungsphase als abgeschlossen.
Bereits im Studienjahr 2000/01 z盲hlte die DFH knapp 3.000 Studierende in 90 binationalen Studieng盲ngen. Heute hat die Hochschule 眉ber 140 grundst盲ndige und postgraduale integrierte Studieng盲nge zwischen deutschen und franz枚sischen Hochschulen, von denen 14 im Rahmen trilateraler Kooperationen ein weiteres Land mit einbeziehen. 30 deutsch-franz枚sische Graduiertenkollegs erweitern das Angebot auf Promotionsebene. Rund 4.500 Studierende sind bei der DFH eingeschrieben. Das bedeutet, dass 1/3 des gesamten Studierendenaustausches zwischen Deutschland und Frankreich unter dem Dach der DFH verl盲uft.聽 Im Verbund sind 150 deutsche und franz枚sische Hochschulen vereint, die entweder einen oder mehrere integrierte Studieng盲nge oder DFH-gef枚rderte Graduiertenkollegs anbieten.
Im Bereich der Forschung und Entwicklung f枚rdert die binationale Hochschule insbesondere die Mobilit盲t und gemeinsame Ausbildung von Nachwuchswissenschaftlern. Dazu z盲hlen neben den Graduiertenkollegs die Sommerschulen und Ateliers, die auch f眉r Teilnehmer aus Drittl盲ndern offen sind. Ziel ist es, deutsche und franz枚sische Doktoranden und Post-docs zusammenzuf眉hren, um 眉ber aktuelle Entwicklungen ihres Forschungsgebietes zu diskutieren und einen Wissenstransfer zu erm枚glichen. Die DFH m枚chte damit die Entstehung von Netzwerken unterst眉tzen, aus denen sich gemeinsame Forschungsprojekte entwickeln k枚nnen.
Dar眉ber hinaus unterst眉tzt die DFH mit einem speziellen F枚rderprogramm binationale聽 Cotutelle de th猫se-Verfahren. Die Cotutelle erm枚glicht Doktoranden, im Rahmen einer Dissertationsarbeit grenz眉berschreitend an zwei Hochschulen zu promovieren. Die Besonderheit einer deutsch-franz枚sischen Promotion liegt in der gemeinsamen Betreuung und Begutachtung durch einen deutschen und franz枚sischen Hochschullehrer. Ein l盲ngerer Forschungsaufenthalt an der franz枚sischen bzw. deutschen Partnerhochschule sowie das Ablegen der Doktorpr眉fung vor einer binationalen parit盲tisch besetzten Pr眉fungskommission geh枚ren ebenfalls zum Promotionsverfahren.
“Die Mobilit盲t von Studierenden und Nachwuchswissenschaftlern zwischen Deutschland und Frankreich strukturiert zu f枚rdern, war von Anfang an unser Ziel und wird es auch bleiben”, so lautet der Kommentar von DFH-Pr盲sident Dieter Leonhard anl盲sslich des 10-j盲hrigen Jubil盲ums. Neben der quantitativ positiven Entwicklung in der Mobilit盲t von Studierenden und Forschern betont Leonhard auch die qualitativen Ver盲nderungen des Austauschs. Die Studierenden lernen nicht nur das Partnerland kennen, sondern erwerben gleichzeitig beide Abschl眉sse. Alle DFH-Programme unterliegen einer regelm盲脽igen, unabh盲ngigen 脺berpr眉fung durch eine mehrstufige Begutachtung. Die Qualit盲tssicherung garantiere 鈥� so Leonhard 鈥� eine origin盲re fachwissenschaftliche Ausbildung, in der sich die unterschiedlichen F盲cherkulturen und Lehrpl盲ne beider L盲nder m枚glichst eng miteinander verzahnen.
Die finanziellen Mittel werden der DFH parit盲tisch von der deutschen und franz枚sischen Regierung sowie den deutschen Bundesl盲ndern zur Verf眉gung gestellt. Sie betragen derzeit rund 9,5 Mio. Euro pro Jahr.