BILDUNG OHNE IDENTITÄTSVERLUST
L’EUROPE A BESOIN DE DIVERSITÉ, DE MOBILITÉ ET DE QUALITÉ
VON PROF. DR.-ING. OTTO THEODOR IANCU, PRÄSIDENT DER DEUTSCH-FRANZÖSISCHEN HOCHSCHULE
„DER VIELFÄLTIGE EUROPÄISCHE
HOCHSCHULRAUM BRAUCHT EXZELLENZ“
In Europa vereinen sich Länder, deren Einwohner unzählige verschiedene Sprachen sprechen, die kulturell anders geprägt sind, die mit anderen Traditionen und Standards aufgewachsen sind. Und dennoch vereint sie der europäische Nenner, der Anspruch an Tradition, Bildung und Kultur. Die meisten Europäer genießen bereits eine solide schulische Bildung, sprechen mehrere Sprachen und wachsen in einem multikulturellen Umfeld auf. Eine Ausbildung mit europäischer Ausrichtung ist aufgrund der Diversitäten dieser Länder heute wichtiger denn je. Nordeuropäische Länder haben eine angelsächsische Prägung. Sie kommen sich in den Bildungsstandards sehr nahe und verstehen sich sprachlich, auch über die englische Sprache, gut. Süd-, Mittel- und Osteuropa gehören zu verschiedenen Kulturkreisen. In diesem Gebiet gibt es große Unterschiede in der Sprache, den Bildungssystemen und der Lebenseinstellung. Die Einführung von „europäischen Standards“ ist bildungsbezogen und wird von der Europäischen Union stark vorangetrieben. Die nationale Umsetzung läuft allerdings unterschiedlich ab. In Deutschland liegt die Bildungshoheit bei den Bundesländern. In Frankreich und anderen europäischen Staaten wird sie national bestimmt und koordiniert. Bildungsstandards sind im Bereich der allgemeinen Bildung leichter zu definieren und zu kontrollieren als im Bereich der beruflichen Bildung. Letztere wird stärker vom Bedarf der Unternehmen bestimmt.
Um die Mobilität in diesem Bereich zu erhöhen, haben die deutsche und französische Regierung ein erfolgreiches deutsch-französisches Austauschprogramm in der beruflichen Bildung etabliert. Die Mobilitätsprogramme des Deutsch-Französischen Jugendwerkes tragen maßgeblich zum Jugendaustausch und zu Begegnungen bei. Binationale Schulabschlüsse wie das AbiBac sind heute möglich, stellen aber besondere Anforderungen an die Beteiligten. Im Bereich der Hochschulbildung hat die Mobilität der Studierenden in Europa seit Beginn des Bologna-Prozesses zugenommen. Ein Grund dafür ist die Einführung des einheitlichen European Credit Transfer Systems (ECTS). Dadurch werden die Studienleistungen transparenter dargestellt und die Anrechnung der im Ausland erbrachten Leistungen vereinfacht. Mobilität gelingt dort am besten, wo sie Bestandteil des Curriculums ist und über einen Austausch mit einer Partnerhochschule erfolgt. Noch besser und qualitativ wertvoller ist ein integrierter binationaler Studiengang. Hierzu haben die deutschen und französischen Regierungen durch die Gründung der Deutsch-Französischen Hochschule eine einmalige strukturierte binationale Ausbildungsmodalität auf hohem Niveau etabliert. Der Schlüssel zum nachhaltigen Erfolg liegt in dem zu Grunde liegenden und ständig weiterentwickelten Qualitätssicherungssystem und der nachhaltigen binationalen Förderung. Es ist eine Bildungsform, welche aufgrund der hohen Anforderungen Qualität abverlangt und produziert. Der europäische Bildungsraum braucht Vielfalt, Mobilität und Qualität, um international bestehen zu können.
4 OCTOBRE 2011 |